Zuchtgeschichte / Historisches über den PSL

“A Gineta”, die berühmte Genettenreitkunst

Schon im antiken Portugal (Lusitania) spielte der Lusitano eine grosse Rolle. Phönizier, Griechen und Karthager trafen hier auf Reiter, die sich durch die unglaubliche Schnelligkeit ihrer Pferde und durch eine ganz besondere Kampfart (die sogenannte “Equitação a gineta”) auszeichneten. Dies führte angeblich zu den Kentaursagen und dann auch zu der Behauptung, dass die Pferde dieser Gegend „den Wind zum Vater“ hätten (Referenz: das Buch „Cavalo Lusitano: o Filho do vento“ von Arq. Arsénio Raposo Cordeiro, 1991). Die Pferde für die Karthagerheere und auch die Reiter stammten von hier und die schnellsten dieser Pferde wurden u.a. auch in den Wagenrennen in den römischen Hippodromen eingesetzt.

Die Ältesten Zeugnisse der iberischen Pferde

Die Höhlenmalereien von Escoural im Alentejo aus den Jahren 17’000 bis 13’000 v. Chr., die erst im Jahr 1963 gefunden worden sind, sind die Ältesten Zeugnisse, die über die Existenz der Lusitanos berichten. Sie zeigen eine Stute, die sich schützend über ihr Fohlen beugt. Die Morphologie der Stute hat nichts mit jenen kleinwüchsigen Wildponys zu tun, die auf den Felsenbildern in den Höhlen von Altamira und Lascaux zu bewundern sind. Das Bild der Stute beweist, dass an der iberischen Atlantikküste schon vor der letzten Eiszeit ein leichtes Pferd gelebt hat, das viele Gemeinsamkeiten zum heutigen Sorraiapferd und zum Lusitano aufwies, u.a. auch den edlen Kopf mit dem konvexen Profil.

Die beiden Vollblut-Pferderassen des Altertums

In einem Jahrtausende dauernden Prozess bildete sich dann die eine der beiden Vollblutrassen (neben dem Arabischen Vollblut) des Altertums, das Iberische Vollblut, heran. Stammt das Pferd aus dem ehemaligen römischen Gebiet der Baetica, dem heutigen Andalusien, wird es “Caballo de Pura Raza Española” (PRE) genannt, kommt es aus Portugal, heisst es “Cavalo do Puro Sangue Lusitano” (PSL).

Die dritte Vollblut-Pferderasse

Es gibt heute keine moderne Reitpferderasse, die nicht durch iberisches Blut beeinflusst wäre. Auch das Englische Vollblut führt iberisches Blut: diese Pferderasse ist durch die Kreuzung von arabischem mit iberischem Vollblut entstanden.

Die Entwicklung der Lusitanozucht

Jahrtausendelang wurde das iberische Vollblut fast ausschliesslich als Kampfpferd gezüchtet. Das Leben des Reiters hing von seinem Pferd ab. Die beiden Leben waren so eng miteinander verknüpft, dass das Pferd versuchte, “die Gedanken des Reiters zu erraten”, dies jedenfalls schreibt Manuel Tavares Veiga, einer der grössten und einflussreichsten PLS-Züchter in Portugal. Dieser stark ausgeprägte Wille, “dem Reiter möglichst alles recht zu machen”, seine fast sprichwörtliche Kooperativität, seine Nervenstärke und sein Gehorsam ist dem Lusitano bis heute erhalten geblieben. Ein Hauptgrund dafür ist sicherlich der, dass der Lusitano, nachdem er mit der Zeit nicht mehr als Kampfpferd benötigt wurde, bis heute als Stierkampfpferd weitergezüchtet wurde, was einem Pferd sehr Ähnliche Qualitäten abverlangt. Im Gegensatz dazu wurde der PRE nicht als Stierkampfpferd weitergezüchtet, was sich dahingehend auswirkte, dass andere Kriterien für die Zucht herangezogen wurden (Freizeitpferd, Schaupferd, Verwendung als leichtes Zugtier). Aufgrund dieser verschiedenen Schwerpunkte in der neueren Züchtungsgeschichte kann man heute von einem Rassenunterschied bezüglich Exterieur und Interieur zwischen PRE und PLS sprechen.

Die Lusitanozucht im 20. Jahrhundert

In Portugal haben vor allem vier Männer die Lusitanozucht geprägt und ihr unvergleichliche Dienste erwiesen: Ruy de Andrade, Manuel Tavares Veiga, Fernando Sommer de Andrade und João Branco Nuncio. Sie haben sich mit sehr viel Herzblut dem Lusitano verschrieben, diesen ständig weiterentwickelt und verbessert, ohne jedoch seine ursprünglichen Qualitäten und Merkmale dabei zu opfern. Sie haben ihn zu dem gemacht, was er heute ist: eine wunderbare, edle und einzigartige Pferderasse, die auch international immer mehr geschätzt wird und Begeisterung weckt. Es bleibt zu hoffen, dass diese Auffassungen und Traditionen in der PSL-Zucht auch in Zukunft erhalten bleiben.

Die Caseta von Manuel Tavares Veiga in Golegã